Hinter dem Wasserfall

Leseprobe Band 2

Elfen-Trilogie von Oliver Jungjohann
Xtras Band 1
Herausgeber und Copyright: © by Oliver Jungjohann, Bochum. Alle Rechte vorbehalten.
In bleibender Erinnerung meiner kleinen Freundin Lucie gewidmet
Inhalt 1 Eine neue Spur 2 Planungen 3 Badetag 4 Toni, warum...? 5 In der Welt hinter dem Wasserfall 6 Die Lavahöhle 7 Nicht alles ist toll 8 Reitertage 9 Was ist mit Paulina? 10 Ihr tut mir weh 11 Ich weiß, was Liebe ist! 12 Abschied auf Zeit 13 Kleine und große Erfolge 14 Hilfe für Paulina 15 Neuigkeiten von der 'Night Sky' 16 Vorbereitungen 17 Wiedersehen nach dem Winter 18 Voltigieren und Kletterkurs 19 Wind und Liebe 20 Düne, Dusche, Geborgenheit 21 Aufgeflogen 22 Auf nach Italien! 23 Die Grotte 24 Katastrophe 25 Verbindungen
1 Eine neue Spur
Der Geruch alter Bücher wehte Finja entgegen, als sie die große Eingangstür öffnete. Sie konnte sich nicht mehr erinnern, wann sie zuletzt hier gewesen war. Finja blieb hinter dem Eingang der Stadtbibliothek stehen und sah sich etwas hilflos um. Eine ältere Dame mit grauer Pagenfrisur und einer Halbbrille, die an einem dünnen Kettchen hing, saß an einem langen Tisch, auf dem zwei Bildschirme und einige Karteikästen standen. »Kann ich Ihnen helfen, junge Dame?«, fragte sie mit einer freundlichen, leisen Stimme. »Ich suche etwas über Höhlen in Italien, besonders an der Küste«, antwortete Finja. »Da gibt es sicher etwas in mehreren Sachgebieten. Als Reiseinformation im Touristikbereich, oder als wissenschaftliches Buch, Naturkunde oder Geologie? Welche Informationen suchen Sie denn?« Finja musste sich das Grinsen verkneifen, dass sie gesiezt wurde, obwohl sie erst zwölf war. Aber irgendwie tat es gut und passte zu diesem etwas merkwürdigen, alten Gebäude, hier schien die Zeit anders zu sein als sie es sonst im Alltag erlebte. »Ach, ich weiß auch noch nicht so genau, was mir da weiterhelfen kann. Am besten sehe ich in allen Büchern nach, die Sie dazu haben«, antwortete sie. Die Bibliothekarin setzte ihre Brille auf die Nasenspitze, tippte etwas in den Computer und notierte auf einem Karteikärtchen einige Buchstaben und Zahlen. Dann gab sie es Finja. »So, bitte sehr! Sie müssen die Treppe herauf, links ist dann der Geologiebereich, an dem sich die touristischen Regale anschließen. Oben ist auch eine Mitarbeiterin, die hilft Ihnen bei Fragen gerne weiter. Viel Erfolg!« »Danke!« Finja folgte der geschwungenen Treppe, die ein altes, verziertes Holzgeländer umgab. Auch von außen hatte die kleine Bibliothek den Eindruck eines uralten Gebäudes erweckt, aber dennoch gut erhalten. Die meterhohen Regale, an denen Finja jetzt vorbeiging, waren bis obenhin vollgestopft mit Büchern und bildeten schmale Gassen, in denen eine dumpfe Stille jeden Schritt auf dem Teppichboden verschluckte. Manche Bücher waren so groß, wie sie es noch nie gesehen hatte, und einige dicke Einbände waren mit goldenen Buchstaben und Ornamenten verziert. Staunend ließ Finja ihre Hand über die Buchrücken gleiten, als sie langsam durch die Regalreihen ging. Sie zog eines der großen Bücher mit goldener Schrift aus dem Regal und schlug es auf. Das gelbliche Papier machte ein knartschendes Geräusch, ein salzig-süßlicher Geruch kam aus dem geöffneten Buch. In altdeutscher Schrift, die Finja nur mühsam lesen konnte, war ein Bericht über Rom und das Umland verfasst. Wie aus einer anderen Zeit, dachte sie und bekam das Gefühl, dass die alte Bibliothek eine Schatzgrube voller Geheimnisse war, wenn man nur genau wüsste, wo man suchen sollte. Die stundenlange Suche im Internet hatte sie irgendwann mit einem Frustgefühl beendet, weil ständig irgendwelche doofen Seiten kamen, die auch wirklich gar nichts mit dem zu tun hatten, was sie als Suche eingegeben hatte. Computer und Internet waren ja ganz gut, aber das hier war jetzt etwas ganz Besonderes, spürte Finja und bedauerte es, nicht öfter mal hierhin gegangen zu sein. Sie zog ein paar Bücher aus einem der Regale, die auf dem Karteikärtchen gelistet waren. »Küsten Italiens... Strände... hier: Höhlen und Grotten«, murmelte Finja vor sich hin. Mit drei Büchern unterm Arm ging sie zu einem kleinen Tischchen, an dem bereits ein anderes Mädchen saß und ganz vertieft in einem Buch las, ohne zu Finja aufzublicken, als sie sich setzte. Finja suchte im Inhaltsverzeichnis nach einem bestimmten Küstenabschnitt in der Nähe von Foggia, an der Ostküste Italiens. Sie hoffte, dass sie in dem Buch weitere Hinweise zu dem großen Rätsel finden würde, das sie seit der Entdeckung der Elfenwelt hinter dem Wasserfall zu lösen versuchte. In Gedanken setzte sie jetzt noch einmal alle Puzzlestücke zusammen, die sie hatte. In einem Italienurlaub bei Foggia hatte sie vor längerer Zeit ein morsches Holzstück mit einem Messingschild darauf am Strand gefunden, mit dem eingravierten Namen 'E. Jefferson'. Es war wie ein Stück einer Schatztruhe. Dann hatten sie und ihr Bruder Aaron in diesem Jahr kurz vor den Sommerferien durch einen Zufall die Strudelpforte am kleinen Waldsee entdeckt, durch die sie in eine andere Welt gestürzt waren, die Welt hinter dem Wasserfall. Die Elfen, die dort lebten, hatten von einer zweiten Pforte an einer anderen Stelle erzählt, durch die irgendwann vor langer Zeit ein Schiff herunterfiel und zerbrach, kein Mensch darauf hätte überlebt, so die Sage. Dann hatte sich Finja im Sommer zu ihrem zwölften Geburtstag von ihren Freundinnen ein Buch über rätselhafte Schiffsunglücke gewünscht, in dem es um verschwundene Schiffe ging, die es wirklich gab. Zum Glück hatten ihre Freundinnen so ein Buch tatsächlich gefunden, ohne dabei zu ahnen, dass Finja nach einem Hinweis auf das nächste Geheimnis der Wasserfallwelt suchte, sie waren ja noch nicht in die Existenz dieser besonderen Welt eingeweiht. In dem Buch 'Schiffsunglücke: Mythen und Fakten' hatte sie Hinweise auf einen scheinbar unbedeutenden Vorfall gefunden. Ein englisches Forschungsschiff war 1873 bei einem Sturm vor der Küste Italiens verschollen. Augenzeugen hätten berichtet, dass das kleine Schiff mit dem Namen 'Night Sky' an einem Felsen, der direkt vor der Küste aus dem Meer ragte, im Sturm zerschellte und sofort unterging. Merkwürdigerweise hatte niemand jemals irgendeinen Überrest des Schiffes oder der Besatzung entdeckt. Nichts, einfach gar nichts, selbst Tauchexpeditionen hatten keine Reste gefunden. Deswegen glaubte man den Augenzeugen nicht so sehr, die davon sprachen, dass das Schiff an diesem Felsen zerbrach und dort unterging. Als Finja in den Sommerferien in dem Buch diese Geschichte gelesen und festgestellt hatte, dass der Unglücksort nahe an dem Bereich lag, wo sie das Stück Holz mit dem englischen Namen gefunden hatte, war sie wie elektrisiert und hatte sich im Internet müde gesucht nach einem Hinweis auf den Namen 'Jefferson' und dem Schiffsunglück. Sie hatte nichts gefunden, vielleicht war die Forschungsreise einfach zu unbedeutend. Im Buch stand, dass es eine kleine Forschergruppe zur Untersuchung der Meerestiere in Küstennähe gewesen sei. Aber die 'Night Sky' hatte immerhin eine ganz besondere Aufgabe: Sie sollte die Küstenbereiche bei Nacht erforschen, um nachtaktive Tiere in ihrem Lebensraum zu studieren. Und in einer dieser Nächte ist das Schiff dann verschollen. Eine richtige Schatztruhe mit Goldstücken konnte man sicher nicht erwarten, zu der das Holzstück dann möglicherweise gehörte, das jetzt in Finjas Zimmer im Fischernetz mit den Muscheln, Seesternen und Steinen hing. Finja hielt es für möglich, dass an diesem Ort in Italien auch so eine Strudelpforte mit Wasserfall war, die sich durch irgendein Ereignis genauso öffnete wie in dem kleinen Waldsee, und dass dadurch das Schiff hinuntergestürzt war. Bei Aaron und ihr hatte ein blau leuchtender Pilzstaub dafür gesorgt, dass sich die Pforte öffnete, es war der Lebensstaub für die Wasserfallwelt, wie sie später wussten. Und es gab einen besonderen Vogel in dieser Elfenwelt, den 'Traumwanderer', der einen roten Blütenstaub in regelmäßigen Abständen zu den Pilzen brachte und dazu die Pforte mit dem Blütenstaub öffnete. Durch den Austausch des Staubes lebte die Elfenwelt weiter. Vielleicht gab es woanders nicht nur eine zweite Pforte, sondern auch einen zweiten Traumwanderer, und nicht nur eine einzige Blüte und einen einzigen so besonderen Vogel, wie die Elfen gesagt hatten. Vielleicht war es ja sogar der gleiche Vogel, der mal die andere Pforte aus irgendeinem Grund mit dem Staub im Schnabel öffnete und hindurchflog, und damit für das Unglück des Schiffes gesorgt hatte. Jedenfalls kam Finja dem Rätsel Schritt für Schritt auf die Spur, wie sie glaubte. Dumm, dass sie und ihr Bruder nicht ihre Freundeskreise um Mithilfe bitten konnten. Die Welt hinter dem Wasserfall war so faszinierend, dass sich Finjas Freundinnen bestimmt verplappern würden in ihrer Aufregung, und dann wäre es vorbei mit dieser herrlichen Ruhe in der friedlichen Welt der Elfen, dann würden viele Menschen kommen wollen. Und die Freunde von Aaron würden das unter Garantie nicht für sich behalten können, da war sich Finja sicher. Die Viertklässler wären dafür bestimmt zu jung, so etwas geschickt zu verheimlichen. Aaron hatte sich mal beschwert, dass Finja ihren Freund Toni in das Geheimnis einweihen konnte, Aaron aber seinem eigenen Freund Sam nichts erzählen durfte. Finja hatte aber zurecht argumentiert, dass Toni genug Verantwortungsbewusstsein hätte und schließlich vierzehn Jahre alt war, und außerdem musste Toni durch seine Mithilfe ja dafür sorgen, dass der zwischenzeitlich gefangene Traumwanderer wieder befreit werden konnte und zurück in seine Welt flog, um sie damit vor dem Verdorren zu retten. Ein weiteres Puzzlestück, wie sich Finja jetzt erinnerte, war eine Sage der Elfen, dass es geheimnisvolle Höhlen gäbe, in denen roter, heißer Stein gewesen sei, der zu einem schwarz- grünen Gestein geworden war. Lavagestein, wie Aaron meinte. Finja hatte so ein Bauchgefühl, dass so ein Höhlensystem, von dem die Sage sprach, eine unterirdische Verbindung zu ihrer eigenen, normalen Welt sein könnte. […Ende des Auszugs aus Kapitel 1]
Kapitelbild 1 zu "Das Geheimnis der Night Sky"
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Leseprobe Band 2

Hinter dem Wasserfall
Elfen-Trilogie von Oliver Jungjohann
Herausgeber und Copyright: © by Oliver Jungjohann, Bochum. Alle Rechte vorbehalten.
In bleibender Erinnerung meiner kleinen Freundin Lucie gewidmet
Inhalt 1 Eine neue Spur 7 2 Planungen 17 3 Badetag 31 4 Toni, warum...? 41 5 In der Welt hinter dem Wasserfall 51 6 Die Lavahöhle 63 7 Nicht alles ist toll 77 8 Reitertage 89 9 Was ist mit Paulina? 107 10 Ihr tut mir weh 117 11 Ich weiß, was Liebe ist! 125 12 Abschied auf Zeit 135 13 Kleine und große Erfolge 155 14 Hilfe für Paulina 169 15 Neuigkeiten von der 'Night Sky' 181 16 Vorbereitungen 189 17 Wiedersehen nach dem Winter 203 18 Voltigieren und Kletterkurs 213 19 Wind und Liebe 223 20 Düne, Dusche, Geborgenheit 243 21 Aufgeflogen 255 22 Auf nach Italien! 269 23 Die Grotte 287 24 Katastrophe 299 25 Verbindungen 311
1 Eine neue Spur
Der Geruch alter Bücher wehte Finja entgegen, als sie die große Eingangstür öffnete. Sie konnte sich nicht mehr erinnern, wann sie zuletzt hier gewesen war. Finja blieb hinter dem Eingang der Stadtbibliothek stehen und sah sich etwas hilflos um. Eine ältere Dame mit grauer Pagenfrisur und einer Halbbrille, die an einem dünnen Kettchen hing, saß an einem langen Tisch, auf dem zwei Bildschirme und einige Karteikästen standen. »Kann ich Ihnen helfen, junge Dame?«, fragte sie mit einer freundlichen, leisen Stimme. »Ich suche etwas über Höhlen in Italien, besonders an der Küste«, antwortete Finja. »Da gibt es sicher etwas in mehreren Sachgebieten. Als Reiseinformation im Touristikbereich, oder als wissenschaftliches Buch, Naturkunde oder Geologie? Welche Informationen suchen Sie denn?« Finja musste sich das Grinsen verkneifen, dass sie gesiezt wurde, obwohl sie erst zwölf war. Aber irgendwie tat es gut und passte zu diesem etwas merkwürdigen, alten Gebäude, hier schien die Zeit anders zu sein als sie es sonst im Alltag erlebte. »Ach, ich weiß auch noch nicht so genau, was mir da weiterhelfen kann. Am besten sehe ich in allen Büchern nach, die Sie dazu haben«, antwortete sie. Die Bibliothekarin setzte ihre Brille auf die Nasenspitze, tippte etwas in den Computer und notierte auf einem Karteikärtchen einige Buchstaben und Zahlen. Dann gab sie es Finja. »So, bitte sehr! Sie müssen die Treppe herauf, links ist dann der Geologiebereich, an dem sich die touristischen Regale anschließen. Oben ist auch eine Mitarbeiterin, die hilft Ihnen bei Fragen gerne weiter. Viel Erfolg!« »Danke!« Finja folgte der geschwungenen Treppe, die ein altes, verziertes Holzgeländer umgab. Auch von außen hatte die kleine Bibliothek den Eindruck eines uralten Gebäudes erweckt, aber dennoch gut erhalten. Die meterhohen Regale, an denen Finja jetzt vorbeiging, waren bis obenhin vollgestopft mit Büchern und bildeten schmale Gassen, in denen eine dumpfe Stille jeden Schritt auf dem Teppichboden verschluckte. Manche Bücher waren so groß, wie sie es noch nie gesehen hatte, und einige dicke Einbände waren mit goldenen Buchstaben und Ornamenten verziert. Staunend ließ Finja ihre Hand über die Buchrücken gleiten, als sie langsam durch die Regalreihen ging. Sie zog eines der großen Bücher mit goldener Schrift aus dem Regal und schlug es auf. Das gelbliche Papier machte ein knartschendes Geräusch, ein salzig-süßlicher Geruch kam aus dem geöffneten Buch. In altdeutscher Schrift, die Finja nur mühsam lesen konnte, war ein Bericht über Rom und das Umland verfasst. Wie aus einer anderen Zeit, dachte sie und bekam das Gefühl, dass die alte Bibliothek eine Schatzgrube voller Geheimnisse war, wenn man nur genau wüsste, wo man suchen sollte. Die stundenlange Suche im Internet hatte sie irgendwann mit einem Frustgefühl beendet, weil ständig irgendwelche doofen Seiten kamen, die auch wirklich gar nichts mit dem zu tun hatten, was sie als Suche eingegeben hatte. Computer und Internet waren ja ganz gut, aber das hier war jetzt etwas ganz Besonderes, spürte Finja und bedauerte es, nicht öfter mal hierhin gegangen zu sein. Sie zog ein paar Bücher aus einem der Regale, die auf dem Karteikärtchen gelistet waren. »Küsten Italiens... Strände... hier: Höhlen und Grotten«, murmelte Finja vor sich hin. Mit drei Büchern unterm Arm ging sie zu einem kleinen Tischchen, an dem bereits ein anderes Mädchen saß und ganz vertieft in einem Buch las, ohne zu Finja aufzublicken, als sie sich setzte. Finja suchte im Inhaltsverzeichnis nach einem bestimmten Küstenabschnitt in der Nähe von Foggia, an der Ostküste Italiens. Sie hoffte, dass sie in dem Buch weitere Hinweise zu dem großen Rätsel finden würde, das sie seit der Entdeckung der Elfenwelt hinter dem Wasserfall zu lösen versuchte. In Gedanken setzte sie jetzt noch einmal alle Puzzlestücke zusammen, die sie hatte. In einem Italienurlaub bei Foggia hatte sie vor längerer Zeit ein morsches Holzstück mit einem Messingschild darauf am Strand gefunden, mit dem eingravierten Namen 'E. Jefferson'. Es war wie ein Stück einer Schatztruhe. Dann hatten sie und ihr Bruder Aaron in diesem Jahr kurz vor den Sommerferien durch einen Zufall die Strudelpforte am kleinen Waldsee entdeckt, durch die sie in eine andere Welt gestürzt waren, die Welt hinter dem Wasserfall. Die Elfen, die dort lebten, hatten von einer zweiten Pforte an einer anderen Stelle erzählt, durch die irgendwann vor langer Zeit ein Schiff herunterfiel und zerbrach, kein Mensch darauf hätte überlebt, so die Sage. Dann hatte sich Finja im Sommer zu ihrem zwölften Geburtstag von ihren Freundinnen ein Buch über rätselhafte Schiffsunglücke gewünscht, in dem es um verschwundene Schiffe ging, die es wirklich gab. Zum Glück hatten ihre Freundinnen so ein Buch tatsächlich gefunden, ohne dabei zu ahnen, dass Finja nach einem Hinweis auf das nächste Geheimnis der Wasserfallwelt suchte, sie waren ja noch nicht in die Existenz dieser besonderen Welt eingeweiht. In dem Buch 'Schiffsunglücke: Mythen und Fakten' hatte sie Hinweise auf einen scheinbar unbedeutenden Vorfall gefunden. Ein englisches Forschungsschiff war 1873 bei einem Sturm vor der Küste Italiens verschollen. Augenzeugen hätten berichtet, dass das kleine Schiff mit dem Namen 'Night Sky' an einem Felsen, der direkt vor der Küste aus dem Meer ragte, im Sturm zerschellte und sofort unterging. Merkwürdigerweise hatte niemand jemals irgendeinen Überrest des Schiffes oder der Besatzung entdeckt. Nichts, einfach gar nichts, selbst Tauchexpeditionen hatten keine Reste gefunden. Deswegen glaubte man den Augenzeugen nicht so sehr, die davon sprachen, dass das Schiff an diesem Felsen zerbrach und dort unterging. Als Finja in den Sommerferien in dem Buch diese Geschichte gelesen und festgestellt hatte, dass der Unglücksort nahe an dem Bereich lag, wo sie das Stück Holz mit dem englischen Namen gefunden hatte, war sie wie elektrisiert und hatte sich im Internet müde gesucht nach einem Hinweis auf den Namen 'Jefferson' und dem Schiffsunglück. Sie hatte nichts gefunden, vielleicht war die Forschungsreise einfach zu unbedeutend. Im Buch stand, dass es eine kleine Forschergruppe zur Untersuchung der Meerestiere in Küstennähe gewesen sei. Aber die 'Night Sky' hatte immerhin eine ganz besondere Aufgabe: Sie sollte die Küstenbereiche bei Nacht erforschen, um nachtaktive Tiere in ihrem Lebensraum zu studieren. Und in einer dieser Nächte ist das Schiff dann verschollen. Eine richtige Schatztruhe mit Goldstücken konnte man sicher nicht erwarten, zu der das Holzstück dann möglicherweise gehörte, das jetzt in Finjas Zimmer im Fischernetz mit den Muscheln, Seesternen und Steinen hing. Finja hielt es für möglich, dass an diesem Ort in Italien auch so eine Strudelpforte mit Wasserfall war, die sich durch irgendein Ereignis genauso öffnete wie in dem kleinen Waldsee, und dass dadurch das Schiff hinuntergestürzt war. Bei Aaron und ihr hatte ein blau leuchtender Pilzstaub dafür gesorgt, dass sich die Pforte öffnete, es war der Lebensstaub für die Wasserfallwelt, wie sie später wussten. Und es gab einen besonderen Vogel in dieser Elfenwelt, den 'Traumwanderer', der einen roten Blütenstaub in regelmäßigen Abständen zu den Pilzen brachte und dazu die Pforte mit dem Blütenstaub öffnete. Durch den Austausch des Staubes lebte die Elfenwelt weiter. Vielleicht gab es woanders nicht nur eine zweite Pforte, sondern auch einen zweiten Traumwanderer, und nicht nur eine einzige Blüte und einen einzigen so besonderen Vogel, wie die Elfen gesagt hatten. Vielleicht war es ja sogar der gleiche Vogel, der mal die andere Pforte aus irgendeinem Grund mit dem Staub im Schnabel öffnete und hindurchflog, und damit für das Unglück des Schiffes gesorgt hatte. Jedenfalls kam Finja dem Rätsel Schritt für Schritt auf die Spur, wie sie glaubte. Dumm, dass sie und ihr Bruder nicht ihre Freundeskreise um Mithilfe bitten konnten. Die Welt hinter dem Wasserfall war so faszinierend, dass sich Finjas Freundinnen bestimmt verplappern würden in ihrer Aufregung, und dann wäre es vorbei mit dieser herrlichen Ruhe in der friedlichen Welt der Elfen, dann würden viele Menschen kommen wollen. Und die Freunde von Aaron würden das unter Garantie nicht für sich behalten können, da war sich Finja sicher. Die Viertklässler wären dafür bestimmt zu jung, so etwas geschickt zu verheimlichen. Aaron hatte sich mal beschwert, dass Finja ihren Freund Toni in das Geheimnis einweihen konnte, Aaron aber seinem eigenen Freund Sam nichts erzählen durfte. Finja hatte aber zurecht argumentiert, dass Toni genug Verantwortungsbewusstsein hätte und schließlich vierzehn Jahre alt war, und außerdem musste Toni durch seine Mithilfe ja dafür sorgen, dass der zwischenzeitlich gefangene Traumwanderer wieder befreit werden konnte und zurück in seine Welt flog, um sie damit vor dem Verdorren zu retten. Ein weiteres Puzzlestück, wie sich Finja jetzt erinnerte, war eine Sage der Elfen, dass es geheimnisvolle Höhlen gäbe, in denen roter, heißer Stein gewesen sei, der zu einem schwarz-grünen Gestein geworden war. Lavagestein, wie Aaron meinte. Finja hatte so ein Bauchgefühl, dass so ein Höhlensystem, von dem die Sage sprach, eine unterirdische Verbindung zu ihrer eigenen, normalen Welt sein könnte. […Ende des Auszugs aus Kapitel 1]
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