Leseprobe Band 2
Elfen-Trilogie von Oliver Jungjohann
Herausgeber und Copyright:
© by Oliver Jungjohann, Bochum.
Alle Rechte vorbehalten.
In bleibender Erinnerung
meiner kleinen Freundin Lucie
gewidmet
Inhalt
1
Eine neue Spur 7
2
Planungen 17
3
Badetag 31
4
Toni, warum...? 41
5
In der Welt hinter dem Wasserfall 51
6
Die Lavahöhle 63
7
Nicht alles ist toll 77
8
Reitertage 89
9
Was ist mit Paulina? 107
10
Ihr tut mir weh 117
11
Ich weiß, was Liebe ist! 125
12
Abschied auf Zeit 135
13
Kleine und große Erfolge 155
14
Hilfe für Paulina 169
15
Neuigkeiten von der 'Night Sky' 181
16
Vorbereitungen 189
17
Wiedersehen nach dem Winter 203
18
Voltigieren und Kletterkurs 213
19
Wind und Liebe 223
20
Düne, Dusche, Geborgenheit 243
21
Aufgeflogen 255
22
Auf nach Italien! 269
23
Die Grotte 287
24
Katastrophe 299
25
Verbindungen 311
1
Eine neue Spur
Der
Geruch
alter
Bücher
wehte
Finja
entgegen,
als
sie
die
große
Eingangstür
öffnete.
Sie
konnte
sich
nicht
mehr
erinnern,
wann
sie
zuletzt
hier
gewesen
war.
Finja
blieb
hinter
dem
Eingang
der
Stadtbibliothek
stehen
und
sah
sich
etwas
hilflos
um.
Eine
ältere
Dame
mit
grauer
Pagenfrisur
und
einer
Halbbrille,
die
an
einem
dünnen
Kettchen
hing,
saß
an
einem
langen
Tisch,
auf
dem
zwei
Bildschirme und einige Karteikästen standen.
»Kann
ich
Ihnen
helfen,
junge
Dame?«,
fragte
sie
mit einer freundlichen, leisen Stimme.
»Ich
suche
etwas
über
Höhlen
in
Italien,
besonders
an der Küste«, antwortete Finja.
»Da
gibt
es
sicher
etwas
in
mehreren
Sachgebieten.
Als
Reiseinformation
im
Touristikbereich,
oder
als
wissenschaftliches
Buch,
Naturkunde
oder
Geologie?
Welche Informationen suchen Sie denn?«
Finja
musste
sich
das
Grinsen
verkneifen,
dass
sie
gesiezt
wurde,
obwohl
sie
erst
zwölf
war.
Aber
irgendwie
tat
es
gut
und
passte
zu
diesem
etwas
merkwürdigen,
alten
Gebäude,
hier
schien
die
Zeit
anders zu sein als sie es sonst im Alltag erlebte.
»Ach,
ich
weiß
auch
noch
nicht
so
genau,
was
mir
da
weiterhelfen
kann.
Am
besten
sehe
ich
in
allen
Büchern nach, die Sie dazu haben«, antwortete sie.
Die
Bibliothekarin
setzte
ihre
Brille
auf
die
Nasenspitze,
tippte
etwas
in
den
Computer
und
notierte
auf
einem
Karteikärtchen
einige
Buchstaben und Zahlen. Dann gab sie es Finja.
»So,
bitte
sehr!
Sie
müssen
die
Treppe
herauf,
links
ist
dann
der
Geologiebereich,
an
dem
sich
die
touristischen
Regale
anschließen.
Oben
ist
auch
eine
Mitarbeiterin,
die
hilft
Ihnen
bei
Fragen
gerne
weiter. Viel Erfolg!«
»Danke!«
Finja
folgte
der
geschwungenen
Treppe,
die
ein
altes,
verziertes
Holzgeländer
umgab.
Auch
von
außen
hatte
die
kleine
Bibliothek
den
Eindruck
eines
uralten
Gebäudes
erweckt,
aber
dennoch
gut
erhalten.
Die
meterhohen
Regale,
an
denen
Finja
jetzt
vorbeiging,
waren
bis
obenhin
vollgestopft
mit
Büchern
und
bildeten
schmale
Gassen,
in
denen
eine
dumpfe
Stille
jeden
Schritt
auf
dem
Teppichboden
verschluckte.
Manche
Bücher
waren
so
groß,
wie
sie
es
noch
nie
gesehen
hatte,
und
einige
dicke
Einbände
waren
mit
goldenen
Buchstaben
und
Ornamenten
verziert.
Staunend
ließ
Finja
ihre
Hand
über
die
Buchrücken
gleiten,
als
sie
langsam
durch
die
Regalreihen
ging.
Sie
zog
eines
der
großen
Bücher
mit
goldener
Schrift
aus
dem
Regal
und
schlug
es
auf.
Das
gelbliche
Papier
machte
ein
knartschendes
Geräusch,
ein
salzig-süßlicher
Geruch
kam
aus
dem
geöffneten
Buch.
In
altdeutscher
Schrift,
die
Finja
nur
mühsam
lesen
konnte,
war
ein
Bericht über Rom und das Umland verfasst.
Wie
aus
einer
anderen
Zeit,
dachte
sie
und
bekam
das
Gefühl,
dass
die
alte
Bibliothek
eine
Schatzgrube
voller
Geheimnisse
war,
wenn
man
nur
genau
wüsste,
wo
man
suchen
sollte.
Die
stundenlange
Suche
im
Internet
hatte
sie
irgendwann
mit
einem
Frustgefühl
beendet,
weil
ständig
irgendwelche
doofen
Seiten
kamen,
die
auch
wirklich
gar
nichts
mit
dem
zu
tun
hatten,
was
sie
als
Suche
eingegeben
hatte.
Computer
und
Internet
waren
ja
ganz
gut,
aber
das
hier
war
jetzt
etwas
ganz
Besonderes,
spürte
Finja
und
bedauerte
es,
nicht
öfter
mal
hierhin
gegangen
zu
sein.
Sie
zog
ein
paar
Bücher
aus
einem
der
Regale,
die
auf
dem
Karteikärtchen gelistet waren.
»Küsten
Italiens...
Strände...
hier:
Höhlen
und
Grotten«,
murmelte
Finja
vor
sich
hin.
Mit
drei
Büchern
unterm
Arm
ging
sie
zu
einem
kleinen
Tischchen,
an
dem
bereits
ein
anderes
Mädchen
saß
und
ganz
vertieft
in
einem
Buch
las,
ohne
zu
Finja
aufzublicken, als sie sich setzte.
Finja
suchte
im
Inhaltsverzeichnis
nach
einem
bestimmten
Küstenabschnitt
in
der
Nähe
von
Foggia,
an
der
Ostküste
Italiens.
Sie
hoffte,
dass
sie
in
dem
Buch
weitere
Hinweise
zu
dem
großen
Rätsel
finden
würde,
das
sie
seit
der
Entdeckung
der
Elfenwelt
hinter
dem
Wasserfall
zu
lösen
versuchte.
In
Gedanken
setzte
sie
jetzt
noch
einmal
alle
Puzzlestücke zusammen, die sie hatte.
In
einem
Italienurlaub
bei
Foggia
hatte
sie
vor
längerer
Zeit
ein
morsches
Holzstück
mit
einem
Messingschild
darauf
am
Strand
gefunden,
mit
dem
eingravierten
Namen
'E.
Jefferson'.
Es
war
wie
ein
Stück
einer
Schatztruhe.
Dann
hatten
sie
und
ihr
Bruder
Aaron
in
diesem
Jahr
kurz
vor
den
Sommerferien
durch
einen
Zufall
die
Strudelpforte
am
kleinen
Waldsee
entdeckt,
durch
die
sie
in
eine
andere
Welt
gestürzt
waren,
die
Welt
hinter
dem
Wasserfall.
Die
Elfen,
die
dort
lebten,
hatten
von
einer
zweiten
Pforte
an
einer
anderen
Stelle
erzählt,
durch
die
irgendwann
vor
langer
Zeit
ein
Schiff
herunterfiel
und
zerbrach,
kein
Mensch
darauf
hätte
überlebt,
so
die
Sage.
Dann
hatte
sich
Finja
im
Sommer
zu
ihrem
zwölften
Geburtstag
von
ihren
Freundinnen
ein
Buch
über
rätselhafte
Schiffsunglücke
gewünscht,
in
dem
es
um
verschwundene
Schiffe
ging,
die
es
wirklich
gab.
Zum
Glück
hatten
ihre
Freundinnen
so
ein
Buch
tatsächlich
gefunden,
ohne
dabei
zu
ahnen,
dass
Finja
nach
einem
Hinweis
auf
das
nächste
Geheimnis
der
Wasserfallwelt
suchte,
sie
waren
ja
noch
nicht
in
die
Existenz
dieser
besonderen
Welt
eingeweiht.
In
dem
Buch
'Schiffsunglücke:
Mythen
und
Fakten'
hatte
sie
Hinweise
auf
einen
scheinbar
unbedeutenden
Vorfall
gefunden.
Ein
englisches
Forschungsschiff
war
1873
bei
einem
Sturm
vor
der
Küste
Italiens
verschollen.
Augenzeugen
hätten
berichtet,
dass
das
kleine
Schiff
mit
dem
Namen
'Night
Sky'
an
einem
Felsen,
der
direkt
vor
der
Küste
aus
dem
Meer
ragte,
im
Sturm
zerschellte
und
sofort
unterging.
Merkwürdigerweise
hatte
niemand
jemals
irgendeinen
Überrest
des
Schiffes
oder
der
Besatzung
entdeckt.
Nichts,
einfach
gar
nichts,
selbst
Tauchexpeditionen
hatten
keine
Reste
gefunden.
Deswegen
glaubte
man
den
Augenzeugen
nicht
so
sehr,
die
davon
sprachen,
dass
das
Schiff
an
diesem Felsen zerbrach und dort unterging.
Als
Finja
in
den
Sommerferien
in
dem
Buch
diese
Geschichte
gelesen
und
festgestellt
hatte,
dass
der
Unglücksort
nahe
an
dem
Bereich
lag,
wo
sie
das
Stück
Holz
mit
dem
englischen
Namen
gefunden
hatte,
war
sie
wie
elektrisiert
und
hatte
sich
im
Internet
müde
gesucht
nach
einem
Hinweis
auf
den
Namen
'Jefferson'
und
dem
Schiffsunglück.
Sie
hatte
nichts
gefunden,
vielleicht
war
die
Forschungsreise
einfach
zu
unbedeutend.
Im
Buch
stand,
dass
es
eine
kleine
Forschergruppe
zur
Untersuchung
der
Meerestiere
in
Küstennähe
gewesen
sei.
Aber
die
'Night
Sky'
hatte
immerhin
eine
ganz
besondere
Aufgabe:
Sie
sollte
die
Küstenbereiche
bei
Nacht
erforschen,
um
nachtaktive
Tiere
in
ihrem
Lebensraum
zu
studieren.
Und
in
einer
dieser
Nächte
ist
das
Schiff
dann
verschollen.
Eine
richtige
Schatztruhe
mit
Goldstücken
konnte
man
sicher
nicht
erwarten,
zu
der
das
Holzstück
dann
möglicherweise
gehörte,
das
jetzt
in
Finjas
Zimmer
im
Fischernetz
mit
den
Muscheln,
Seesternen
und
Steinen hing.
Finja
hielt
es
für
möglich,
dass
an
diesem
Ort
in
Italien
auch
so
eine
Strudelpforte
mit
Wasserfall
war,
die
sich
durch
irgendein
Ereignis
genauso
öffnete
wie
in
dem
kleinen
Waldsee,
und
dass
dadurch
das
Schiff
hinuntergestürzt
war.
Bei
Aaron
und
ihr
hatte
ein
blau
leuchtender
Pilzstaub
dafür
gesorgt,
dass
sich
die
Pforte
öffnete,
es
war
der
Lebensstaub
für
die
Wasserfallwelt,
wie
sie
später
wussten.
Und
es
gab
einen
besonderen
Vogel
in
dieser
Elfenwelt,
den
'Traumwanderer',
der
einen
roten
Blütenstaub
in
regelmäßigen
Abständen
zu
den
Pilzen
brachte
und
dazu
die
Pforte
mit
dem
Blütenstaub
öffnete.
Durch
den
Austausch
des
Staubes
lebte
die
Elfenwelt
weiter.
Vielleicht
gab
es
woanders
nicht
nur
eine
zweite
Pforte,
sondern
auch
einen
zweiten
Traumwanderer,
und
nicht
nur
eine
einzige
Blüte
und
einen
einzigen
so
besonderen
Vogel,
wie
die
Elfen
gesagt
hatten.
Vielleicht
war
es
ja
sogar
der
gleiche
Vogel,
der
mal
die
andere
Pforte
aus
irgendeinem
Grund
mit
dem
Staub
im
Schnabel
öffnete
und
hindurchflog,
und
damit
für
das
Unglück
des
Schiffes
gesorgt
hatte.
Jedenfalls
kam
Finja
dem
Rätsel
Schritt
für
Schritt
auf
die
Spur, wie sie glaubte.
Dumm,
dass
sie
und
ihr
Bruder
nicht
ihre
Freundeskreise
um
Mithilfe
bitten
konnten.
Die
Welt
hinter
dem
Wasserfall
war
so
faszinierend,
dass
sich
Finjas
Freundinnen
bestimmt
verplappern
würden
in
ihrer
Aufregung,
und
dann
wäre
es
vorbei
mit
dieser
herrlichen
Ruhe
in
der
friedlichen
Welt
der
Elfen,
dann
würden
viele
Menschen
kommen
wollen.
Und
die
Freunde
von
Aaron
würden
das
unter
Garantie
nicht
für
sich
behalten
können,
da
war
sich
Finja
sicher.
Die
Viertklässler
wären
dafür
bestimmt
zu
jung,
so
etwas
geschickt
zu
verheimlichen.
Aaron
hatte
sich
mal
beschwert,
dass
Finja
ihren
Freund
Toni
in
das
Geheimnis
einweihen
konnte,
Aaron
aber
seinem
eigenen
Freund
Sam
nichts
erzählen
durfte.
Finja
hatte
aber
zurecht
argumentiert,
dass
Toni
genug
Verantwortungsbewusstsein
hätte
und
schließlich
vierzehn
Jahre
alt
war,
und
außerdem
musste
Toni
durch
seine
Mithilfe
ja
dafür
sorgen,
dass
der
zwischenzeitlich
gefangene
Traumwanderer
wieder
befreit
werden
konnte
und
zurück
in
seine
Welt
flog,
um
sie
damit
vor
dem
Verdorren
zu
retten.
Ein
weiteres
Puzzlestück,
wie
sich
Finja
jetzt
erinnerte,
war
eine
Sage
der
Elfen,
dass
es
geheimnisvolle
Höhlen
gäbe,
in
denen
roter,
heißer
Stein
gewesen
sei,
der
zu
einem
schwarz-grünen
Gestein
geworden
war.
Lavagestein,
wie
Aaron
meinte.
Finja
hatte
so
ein
Bauchgefühl,
dass
so
ein
Höhlensystem,
von
dem
die
Sage
sprach,
eine
unterirdische
Verbindung
zu
ihrer
eigenen,
normalen
Welt sein könnte.
[…Ende des Auszugs aus Kapitel 1]